Was genau ist Schießsport eigentlich? Woher stammt das Sportschießen? Was ist Sinn und Zweck? Wie geht das und was kann man in dieser Sportart so alles ausprobieren und zu (teils) meisterlichem Können perfektionieren? Warum bringt das so viel Spaß und Entspannung?
Diese Fragen und einige mehr möchten wir hier beantworten. Aber wie stellen wir das als aktive Sportschützen dar, ohne einerseits allzu trockene und lange Abhandlungen zu produzieren und ohne andererseits allzu sehr nur unseren Spaß an der Präzision zu beschreiben?
Ganz einfach: Wir ergänzen und kommentieren eher nüchternes Lexikonwissen mit unseren lebendigen Sporterfahrungen. Enzyklopädie trifft Enthusiasmus.
Einzelne Textpassagen unserer kleinen „Rundreise durch den Schießsport“ sind Wikipedia* entnommen bzw. haben Wikipedia-Texte als Basis und sind grau abgesetzt. Unsere sportbegeisterten Erläuterungen und Kommentare ergänzen mal knapp, mal ausführlicher.
Sportschießen oder auch Schießsport ist international der sportliche Umgang mit Schusswaffen oder Sportbogen (Armbrust, Bogen). Im SSV Rurtal wird ausschließlich mit Schusswaffen geschossen, wir ziehen jedoch ausdrücklich den Hut vor denjenigen Sportfreunden, die mit Armbrust und Bogen und manchmal noch höherem körperlichen Einsatz „die 10 halten“.
Sportliches Schießen bedeutet Schießen nach bestimmten und klaren Regeln, die Waffe wird dabei – entgegen ihrem militärischen oder jagdlichen Ursprung – als Sportgerät verwendet, ähnlich wie der Speer beim Speerwerfen oder der Degen beim Fechten. Der Schießsport gilt als Präzisionssport.
Ziel des Sportschießens ist es, die Mitte einer Schießscheibe durch Einklang von Körper (statischem Aufbau und Körperbeherrschung) und Geist (innere Ruhe und Kontrolle von äußeren Einflüssen) zu treffen.
Das klingt womöglich erst einmal simpel, gar „anspruchslos“, vielleicht sogar „langweilig“. Aber, hier sagt selbst unser zitiertes Lexikon in aller sachlichen Nüchternheit: Dies erfordert Training, sowohl körperliches als auch mentales. Oft werden diese Belastungen unterschätzt und Schießen gelegentlich nicht als Sport anerkannt.
Keine Ausnahmen: Sportschützen schießen auf Scheiben
In deutschen Schießsportvereinen wird auf Scheiben oder auf Platten geschossen, genauer gesagt auf Pappscheiben oder auf Metallplatten (sogenannte Fallscheiben, in die schießt man keine Löcher, sie fallen um) – und auf sonst gar nichts. Es gibt kein Schießen auf „Pappkameraden“, stilisierte „böse Gestalten“ oder sonstige Silhouetten. Wer nichts vom Schießsport kennt, glaubt hin und wieder, dass dies so sei. Deshalb: Pappscheiben oder Metallplatten. Und sonst nichts.
In Deutschland wird der Schießsport streng abgegrenzt vom sogenannten Verteidigungsschießen und dem militärischen Schießen. In anderen Ländern, etwa in den Vereinigten Staaten und der Schweiz, sieht das historisch bedingt anders aus.
Das Für und Wider anderer staatlicher Waffengesetze oder die gesellschaftlichen Diskussionen über Legalwaffenbesitz hier oder in anderen Ländern ist aber an dieser Stelle für die Beschreibung des Sportschießens nicht das Thema. Als anerkannter Schießsportverein in Deutschland unterliegen wir dem deutschen Waffengesetz, einem der strengsten weltweit, und üben unseren Sport ausschließlich in diesem Rahmen aus.
Die Schießscheibe aus Pappe, genauer gesagt deren Mitte, die „10“, ist das Ziel und für einen Sportschützen der „Dreh- und Angelpunkt“ seines Sports. Das mag für den Außenstehenden banal
klingen, ist es aber nicht. Würde Sportschießen eine feste olympische Disziplin sein, wenn das Treffen der „10“ wirklich so banal und einfach wäre? Dazu weiter unten noch ein wenig mehr.
Umgangssprachlich werden Schießscheiben oft auch Schießkarte, Karte oder Scheibe genannt. Die Anordnung der Ringe auf einer Schießscheibe wird Spiegel oder Scheibenspiegel genannt. Der Scheibenspiegel besteht aus zehn ineinander liegenden, nummerierten Ringen. Ein Treffer des innersten Ringes wird am höchsten bewertet (10 Ringe). Bei historischen Schießscheiben ist das Ziel oft schwarz markiert, wovon sich die Redewendung „ins Schwarze treffen“ ableitet.
In der Regel werden beim Sportschießen Wettkämpfe mit, je nach Disziplin und Altersklasse, 20, 30, 40 oder 60 Schuss geschossen. Zum Einsatz kommen dabei in der Regel einzelne Zehnerringscheiben.
Auch das ist geregelt: Mindestalter im Schießsport
Das Mindestalter für die Ausübung des Schießsports mit Druckluftwaffen ist 12 Jahre, wobei es hierbei auch die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung gibt (eine altersbedingte Untergrenze ist dabei nicht im Waffengesetz festgelegt). Jugendlichen, die das 14. Lebensjahr vollendet haben und noch nicht 16 Jahre alt sind, ist auch das Schießen mit kleinkalibrigen Schusswaffen unter Obhut verantwortlicher und zur Kinder- und Jugendarbeit für das Schießen geeigneter Aufsichtspersonen (Inhaber einer Jugendbasislizenz / Vereinsübungsleiter) erlaubt. Unter bestimmten Auflagen bezüglich der physischen und psychischen Entwicklung der Jugendlichen können Ausnahmen von den Altersgrenzen beantragt werden. In allen Fällen ist eine Einverständniserklärung der Personensorgeberechtigten erforderlich.
Im SSV Rurtal besitzen rund zehn Mitglieder eine Jugendbasislizenz bzw. eine Übungsleiterberechtigung – wir sind also offen für interessierte Jugendliche ab 14 Jahren – Einverständnis der Erziehungsberechtigten vorausgesetzt. Genauso übrigens, wie wir erwachsene Interessenten im persönlichen Gespräch vor einer Aufnahme in den Verein kennenlernen möchten, möchten wir bei jungen Interessenten unter 16 Jahren auch die Eltern / Erziehungsberechtigten persönlich kennenlernen.
Einiges mehr an waffenrechtlichen Informationen zum Schießsport haben wir in unserem kleinen „Schießsport-FAQ“ zusammengestellt. Den Weg dorthin finden Sie am Ende dieses Textes.
Olympische Geschichte
Das Sportschießen war bereits 1896 in Athen eine der olympischen Disziplinen. Einer der Gründe war vermutlich, dass der Begründer der Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, ein begeisterter Pistolenschütze war.
Auf dem Programm standen fünf Wettbewerbe, vorwiegend mit Militärwaffen. Es wurden zwei Wettbewerbe für Gewehre und drei für Pistolen ausgerichtet.
Mit Ausnahme von St. Louis 1904 und Amsterdam 1928 war das sportliche Schießen immer Bestandteil des olympischen Programms.
Die Frauen nehmen seit Los Angeles 1984 in getrennten Wettbewerben teil, früher konnten sie (ab 1968) in die „Männer-Teams“ integriert werden.
Ein bisschen deutsche Schießsport-Geschichte…
Sportschießen hat insbesondere in Europa eine lange Tradition. Das korporierte Schützenwesen geht auf die Bürgerwehren der Städte zurück. In Deutschland und in den angrenzenden Nachbarländern gibt es zum Beispiel bereits seit dem Mittelalter Schützengilden. Davon zeugt unter anderem das berühmteste Bild des niederländischen Malers Rembrandt, Die Nachtwache (1642), welches die Amsterdamer Bürgerwehr darstellt, eine Schützengilde. Der erste bezeugte Schützenwettbewerb wurde aber bereits 1442 in Zürich (Schweiz) abgehalten.
Nach den Befreiungskriegen (1815) setzte ein Aufschwung im Vereinswesen ein, von dem auch der Schießsport profitierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zunächst alle Schützenvereine in Deutschland offiziell von den vier Siegermächten verboten und erst in den folgenden Jahren in der jungen Bundesrepublik wieder erlaubt.
Insbesondere die Erlaubnis zur Wiedergründung des Deutschen Schützenbundes im Jahr 1951, der bereits 1861 in Gotha gegründet worden war, sorgte in Deutschland für einen erneuten Aufschwung im Schießsport. In der Folge wurden ab Mitte der 1950er-Jahre auf Kreis-, Bezirks- und Landesebenen die Strukturen für eine moderne Sportorganisation geschaffen.
In der DDR war die Gründung von Schützenvereinen, wie auch die Gründung sonstiger Vereine, nicht möglich. Im Rahmen der Aktivitäten der damaligen Gesellschaft für Sport und Technik (GST) war das sportliche Schießen im Rahmen des ebenfalls in der GST angesiedelten militärischen Mehrkampfes möglich. Verwendung fanden fast ausnahmslos Kleinkaliber-Langwaffen und -Kurzwaffen. Geschossen wurde im militärischen Mehrkampf mit Karabinern nachempfundenen Einzelladern mit dem Kaliber .22 lfb, aber auch mit Druckluftwaffen. Es wurde aber auch der Leistungssport gefördert.
Der private Besitz von Waffen (mit Ausnahme von Druckluftwaffen) war jedoch auch Mitgliedern der GST nicht gestattet. In den neuen Bundesländern erfolgte deshalb nach der Wiedervereinigung ein kompletter Neuaufbau, der sich bis heute in einer wesentlich schwächeren Organisations- und Mitgliederstruktur ausdrückt als in den meisten alten Bundesländern.
Sportschießen: viel verbreiteter und beliebter als man oft denkt
Rund 1.100.000 Sportschützen gibt es nach aktuelleren Zahlen in Deutschland. In den deutschen Sportstatistiken liegen die Verbände der Sportschützen mit ihren Mitgliederzahlen seit Jahren regelmäßig auf dem dritten oder vierten Platz, sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebenen und Kreisebenen, hinter den Turnern, dem Fußball und der Leichtathletik. In der öffentlichen Aufmerksamkeit bei Presse, Funk und Fernsehen kommt das jedoch nicht zum Tragen. Das Sportschießen wird eher als „Randsportart“ betrachtet, da es prinzipbedingt weniger medienwirksam ist (Ausnahme: Biathlon).
Auch wenn es beim Schießen zwangsläufig mehr oder weniger laut zugeht, für einen Sportschützen ist es die Ruhe, die diesen Sport ausmacht. Kopfhörer auf dem Schießstand aufsetzen, die Waffe vorbereiten und laden, die optimale Körperhaltung einnehmen, das Auge und die Atmung zur Ruhe kommen lassen, selbst die Gedanken werden leiser… Das Visieren, der Druck auf den Abzug bis zum Auslösepunkt und das Auslösen des Schusses…
Nichts für sportliche Actionfans und in der Tat auch eher weniger geeignet für eine Liga-Konferenzschaltung im Hörfunk oder eine Liveübertragung in der Sportschau.
Schützen sind da sportlich deutlich mehr "verwandt" mit Golfern als mit Boxern.
Und dennoch, abseits vom Interesse der Sportmedien, ist der Schießsport eine der mitgliederstärksten Sportarten in Deutschland. Und eine der anspruchvollsten. Und eine der vielfältigsten.
Übrigens auch eine der sichersten.
Disziplinen, Wettkampf & Co
Die offiziellen Wettkämpfe in den verschiedenen Schießdisziplinen werden in den Sportordnungen des Deutschen Schützenbundes, des Bund Deutscher Sportschützen und weiterer Verbände geregelt. Die Sportordnungen werden waffenrechtlich von den Behörden geprüft und genehmigt. Teilnehmen an Wettkämpfen auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene darf nur, wer die entsprechende Waffendisziplin in einer Vereinsmeisterschaft absolviert hat. Jeder Schütze muss also (mindestens) einem Schießsportverein angehören und dort in einer Vereinsmeisterschaft die Waffendisziplin schießen, in der er an höherwertigen Wettkämpfen teilnehmen will. Für die Teilnahme an höherwertigen Wettkämpfen ist zum Teil das Erfüllen bestimmter Limit-Ergebnisse erforderlich.
Sport- und Wettkampf-Disziplinen: Da ist für jede und jeden etwas dabei
Jede der mehrere Dutzend umfassenden Disziplinen hat ihre speziell auf die Anforderungen angepassten und dem Reglement entsprechenden Waffen. Je nach Waffenart und Verband gibt es zudem noch Mischformen, Abänderungen und Besonderheiten.
Auch hier wird wieder die (mögliche) Bandbreite unseres Sports deutlich: Niemand wird und kann je alle Hauptdisziplinen gleichermaßen gut trainieren und schießen können. Und so findet jeder seine persönliche Leidenschaft. Sportschützen konzentrieren sich zum Beispiel häufig entweder auf das Schießen mit Kurzwaffen oder auf das Schießen mit Langwaffen. Auch ein Schwerpunkt entweder auf Präzision oder auf Zeitschießen (Speed) kann Sinn machen. Verbunden mit Ausdauer und Training entstehen so jeweils Perfektion und – wenn man möchte - Wettkampferfolge.
International hat man sich in den letzten Jahrzehnten erfolgreich bemüht, die Disziplinen so zu modifizieren, dass sie ihren ursprünglich militärischen bzw. jagdlichen Charakter verlieren. Beste Beispiele sind die ehemalige Disziplinen „Keilerschießen“, „Tontaubenschießen“ und „Schnellfeuer“ (noch früher „Duell“). Der Papp-„Keiler“ wurde durch normale runde Scheiben ersetzt und heißt heute zumeist „Laufende Scheibe“, die Tontaube heißt heute Wurfscheibe und die Schnellfeuerscheiben sind mittlerweile ebenfalls rund und haben ihr stilisiertes menschliches Aussehen verloren. Alle drei Disziplinen sind olympisch.
Des Weiteren werden Disziplinen in dynamische und statische Disziplinen unterteilt. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass bei dynamischen Disziplinen die Ziele oft beweglich sind und nur innerhalb eines Zeitfensters getroffen werden dürfen. Besonders in großkalibrigen Disziplinen im BDS sind beim dynamischen Schießen oft auch Standortveränderungen vorgeschrieben und die Geschwindigkeit zur Schussabgabe wird mit bewertet.
Nicht zulässig im deutschen Schießsport ist das Schießen aus der eigenen Bewegung heraus (gehend, laufend, etc.). Selbst in der Kurzwaffen-Disziplin „Mehrdistanz“, bei der aus
unterschiedlich entfernten Standorten auf die Scheiben geschossen wird, gilt: bei Gehen von der einen festgelegten Schussentfernung zur nächsten festgelegten Schussentfernung ist die Waffe
ungeladen und wird im Holster geführt.
Auch hier wird wieder deutlich: Schießen ist kein „Ballern“, Schießen ist bis ins Detail kontrolliert und konzentriert. Erst kommt die Sicherheit. Dann kommt wieder die Sicherheit. Dann kommt die Präzision… Und trotzdem – beziehungsweise genau deshalb – ist dieser Sport so faszinierend…
Schusswaffen: Ein erster Überblick
Gewehre und Pistolen werden nach Feuerwaffen und Druckluftwaffen unterteilt, je nach der Art, welche Munition verwendet wird. Druckluftwaffen fallen auch unter das deutsche Waffengesetz, haben aber bei einem Vorhandensein einer Prägung „F im Fünfeck“ (unter 7,5 Joule Bewegungsenergie der Geschosse) eine Befreiung von einigen waffenrechtlichen Notwendigkeiten. Seit einigen Jahren werden vermehrt Pressluft- und/oder CO2-Waffen eingesetzt, die dem Schützen das mühselige Spannen der Waffe ersparen sollen und zudem zu einer ruhigeren Schussabgabe verhelfen.
Sowohl Luftgewehr als auch Luftpistole sind für viele der Anfang für das sportliche Schießen. Schießstände für Druckluftwaffen sind in vielen Orten vorhanden und leicht einzurichten, müssen jedoch ebenso von einem offiziellen Schießstand-Sachverständigen abgenommen werden wie Schießstände für Feuerwaffen.
Anders als bei den „Schießbudengewehren“ auf dem Jahrmarkt wird bei Druckluftwaffen nicht mit Kugeln, sondern mit so genannten Diabolos mit durchschnittlich 4,5 mm Durchmesser geschossen, die eine geradere Flugbahn und ein sauberes Einschussloch gewährleisten.
Auf der Anlage des SSV Rurtal kann ebenfalls mit Druckluftwaffen geschossen werden. Allerdings müssen auf unserer Anlage die „Druckluft-Freunde“ zwingend einen Gehörschutz tragen, obwohl ihr Sportgerät nur ein leises „Plopp“ von sich gibt: Auf den Bahnen daneben äußern sich in der Regel Feuerwaffen mit kleinen und großen Kalibern deutlich markanter.
Apropos Gehörschutz: Für Gäste, die sich vor Ort über unseren Sport informieren möchten und für „Druckluft-Gastschützen“ halten wir natürlich Leih-Kopfhörer bereit.
Das größte Angebot für das sportliche Schießen besteht im Bereich der „Feuerwaffen“. Beim reinen Sportschießen werden in der Regel keine „Gebrauchswaffen“ verwendet, sondern speziell entwickelte Sportwaffen. Spitzenathleten benutzen hochgezüchtete Sportwaffen wie die Schnellfeuerpistole, die Freie Pistole oder das Kleinkalibergewehr der Biathleten.
Ebenfalls großer Beliebtheit erfreut sich auch das Großkaliberschießen mit Kurz- und Langwaffen, welches in Deutschland überwiegend von den Sportschützenverbänden BDS und BDMP betrieben wird. Hier allerdings werden hauptsächlich Gebrauchswaffen verwendet, die zum Teil auch aufwändig an die Bedürfnisse des Sportschiessens angepasst werden.
Im SSV Rurtal schätzen und schießen wir beides und decken damit eine große Bandbreite des Sportschießens ab.
Obwohl sowohl Armbrust und Bogen als auch Schusswaffen lebensgefährliche oder tödliche Verletzungen verursachen können, ist Sportschießen ein ungefährlicher Sport, da ein Schießbetrieb nur nach bewährten und strengen Sicherheitsregeln und nur auf zugelassenen Schießständen unter ständiger Aufsicht stattfinden darf. Genau so ist das und da macht selbstverständlich auch der SSV Rurtal keine Ausnahme. Die Autofahrt zur Schießstätte ist statistisch gesehen um ein wahrscheinlich Vielfaches gefährlicher als der Umgang mit den Sportwaffen in der Schießstätte.
Waffenarten im Schießsport
Das Sportschießen wird in der Regel nach der Art der Waffe unterteilt:
Bogen (keine Waffe im Sinne des deutschen Waffenrechts) und Armbrust
(auf die wir an dieser Stelle nicht weiter eingehen).
Langwaffe = Gewehr (Büchse / Flinte)
Kurzwaffe = Pistole / Revolver.
Langwaffen / Gewehre
Das Gewehr hat eine rund 700-jährige Geschichte. Im heutigen sportlichen Bereich kann man Druckluftgewehre, Kleinkalibergewehre (KK) und Großkalibergewehre (GK) unterscheiden. Die Entfernungen, auf die geschossen werden, hängen vom Typ der Waffe ab. Luftgewehre werden üblicherweise auf 10 oder auf 25 Meter geschossen, KK-Gewehre meist auf 50 Meter, GK-Gewehre meist auf 100 Meter. Darüber hinaus gibt es im sportlichen Gewehrschießen auch noch die 300 Meter, allerdings nicht auf der Anlage des SSV Rurtal. Die Visierungen können aus offener Kimme / Korn, aus Diopter (Lochkimme) oder aus Zielfernrohren mit vorgeschriebenen (Maximal)-Vergrößerungen bestehen.
Das Gewehr ist, abgesehen vom Luftgewehr, eine zu den Handfeuerwaffen zählende Schusswaffe, die mit zwei Händen zu bedienen ist und an die Schulter angelegt wird. Im deutschen Waffenrecht sind Gewehre als sogenannte Langwaffen definiert.
Gewehr ist nicht gleich Gewehr. Es gibt diverse Unterscheidungsmerkmale und damit auch sehr unterschiedliche Schusseigenschaften, wofür wiederum die verschiedenen Disziplinen im Sportschießen benötigt werden. Technisch sind Gewehre nach Art und Beschaffenheit ihrer Läufe zunächst in „Büchsen“ (gezogener Lauf mit Feldern und Zügen, die den Drall des Geschosses und damit dessen ballistisches Verhalten ausmachen - siehe Illustration) und „Flinten“ (mit glattem Lauf) zu unterscheiden. Bei Büchsen und Flinten und deren Läufen gibt es noch weitere Besonderheiten, hier würden wir an dieser Stelle jedoch zu sehr in den Expertenmodus eintauchen.
Weitere und wesentliche Unterscheidungsmerkmale gibt es unter anderem bei der Ladetechnik:
(Historische) Vorderladergewehre werden durch den Lauf von vorne mit Schwarzpulver und Bleikugel geladen. Einzelladergewehre werden von hinten mit jeweils einer einzelnen Patrone geladen. Mehrladergewehre verfügen über ein Magazin oder einen Magazinkasten, aus dem heraus durch ein Repetieren von Hand jeweils eine Patrone nachgeladen und die Waffe gespannt wird. Selbstladegewehre wiederum laden nach dem Schuss automatisch eine neue Patrone nach und spannen sich neu. Der nächste Schuss wird dann wieder manuell durch den Schützen gelöst; diese Gewehre werden daher auch Halbautomatische Gewehre genannt.
Schließlich und nur der technischen Vollständigkeit halber gibt es noch die Vollautomatischen Gewehre, die solange nachladen und feuern, wie der Schütze den Abzug betätigt (und Patronen im Magazin sind). Vollautomatische Waffen sind in Deutschland für den privaten Erwerb / Besitz strikt und strengstens verboten, was kein Schütze aus sportlicher Sicht bedauert: Schießsport ist Präzision und Konzentration, kein „Ballerspaß“.
Kurzwaffen:
Pistole & Revolver
Eine Pistole ist – wie das Gewehr auch - eine Handfeuerwaffe. Anders als das Gewehr werden Pistole und Revolver frei aus der Hand geschossen. Insofern haben Pistole und Revolver die (nochmals eingrenzende) Bezeichnung „Faustfeuerwaffe“.
Das wesentliche Merkmal einer Pistole ist, dass Patronenlager und Lauf aus einem Stück bestehen. Beim Revolver dagegen ist das Patronenlager, die Trommel, vom Lauf getrennt.
Die Entstehung der Pistole geht – ähnlich dem Gewehr – auf Anfänge als sogenanntes „Handrohr“ im 14. Jahrhundert zurück. Die Reitertruppen des 15. und 16. Jahrhunderts verlangten nach kleineren und damit handlicheren Waffen. Die Erfindung des sogenannten Radschlosses im Jahr 1517 machte es möglich, eine kompaktere und präzisere Zündmethode einzuführen. Die technischen Vorläufer, die sogenannten Luntenschlösser waren „zu Pferde“ kaum einsetzbar. Mit den Schlosspistolen fanden Feuerwaffen dann in der Reiterei verstärkt Verwendung und die Pistolen waren lange die einzige Faustfeuerwaffen, bis sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts allmählich von Revolvern verdrängt wurden.
Der Revolver bot die Möglichkeit, mehrere Schüsse hintereinander abzufeuern, ohne nach jedem Schuss nachladen zu müssen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die Konstruktion von Alternativen und die ersten Pistolen mit Selbstladesystemen entstanden, die Vorläufer der heutigen halbautomatischen Pistolen.
Auch bei den Pistolen gab beziehungsweise gibt es verschiedene Varianten wie Einzellader oder Mehrlader, Vorderlader oder Hinterlader. Heute gebräuchlich ist fast nur noch die
Selbstladepistole. Historische Einzel- oder Mehrlader sind vor allem Sammlerobjekte. Immer noch vergleichsweise häufig anzutreffen sind bei Sportschützen originale oder nachgebaute
Schwarzpulver-Vorderlader; auch im SSV Rurtal gibt es eine „Fan-Gemeinde“ – dazu weiter unten ein wenig mehr.
Revolver sind mehrschüssige Faustfeuerwaffen, bei denen die Munition in einzelnen Kammern in einer drehbaren Trommel kreisförmig angeordnet ist. Die Trommel ist Magazin und Patronenlager in einem. Mit jeder Drehung der Trommel wird die nächste Kammer direkt vor dem Lauf positioniert.
Revolver werden in Deutschland häufig auch im Sportschießen verwendet. Es gibt sie in Kleinkaliber-Ausführungen, meistens jedoch in großkalibrigen Ausführungen. Sie haben bauartbedingt ein deutlich anderes Schuss- und Rückstoßverhalten, so dass auch hier wieder andere Anforderungen an den Schützen gestellt sind. Auch innerhalb des Faustfeuer-Waffentyps Revolver tut sich, wie in nahezu allen Bereichen des Sportschießens, wiederum ein kleiner technischer Kosmos auf: es gibt frühe Revolver (Bündelrevolver und Collier-Revolver), Perkussionsrevolver, Hinterlader-Revolver, Revolver für Stiftfeuerpatronen, für Randfeuerpatronen und für Zentralfeuerpatronen… Damit nicht genug gibt es noch verschiedene Abzugsvarianten. Aber auch hier möchten wir uns an dieser Stelle nicht noch tiefer in den Expertenmodus bewegen.
Die Pistole als ehemalige Reiter- und vor allem Duellwaffe erfreut sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit als Sportgerät. Das Visier besteht in der Regel aus Kimme (hintere Visierung) und Korn (vordere Visierung). Bei Sportwaffen ist die hintere Visierung mittels Drehknöpfen für die Höhen- und Seitenlage des Schussbildes verstellbar.
Bei allen olympischen Disziplinen und den meisten anderen wird die Pistole grundsätzlich nur mit einer Hand gehalten. Das einhändige Halten verlängert zum einen den Weg vom Auge zur Visierung und erhöht somit die Zielgenauigkeit, zum anderen kann (sehr ausgiebiges und ausdauerndes Training vorausgesetzt) die Waffe tatsächlich wesentlich ruhiger gehalten werden, weil die körpereigene Unruhe (zum Beispiel Muskelzucken) sich schlechter auf die Waffe übertragen kann.
Im SSV Rurtal sind wir, wie alle Schießsportvereine, die dem Bund Deutscher Sportschützen (BDS) angehören, nicht ganz so olympisch: Das beidhändige Schießen hat sich bundesweit in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt und so sind auch bei uns die höchst respektablen Einhand-Spezialisten heute eher in der Minderheit.
Nochmal eine Welt für sich im Schießsportkosmos:
Schwarzpulver-Schießen mit Vorderladern
Ab Mitte bis Ende der 1960er Jahre wurde auch das Schießen mit Vorderladern in Deutschland immer beliebter. Dabei handelt es sich um Waffen oder deren Nachbildungen (Replika), wie sie in Europa und den Vereinigten Staaten allgemein bis etwa 1866 in militärischem und noch einige Jahre darüber hinaus in zivilem Gebrauch waren. Die Ladung darf nur mit fabrikmäßig hergestelltem Schwarzpulver in den verschiedenen Körnungen erfolgen und muss auf einem separaten Ladetisch hinter dem Schützen in die Waffe geladen werden.
Und wieder Vielfalt im Schießsport und im SSV Rurtal Hückelhoven: Wir haben eine „kleine, aber feine“ Schwarzpulver-Fangemeinde in unseren Mitglieds- und Gästereihen, die sich durch ein beeindruckendes Expertenwissen rund um Schwarzpulver, Blei, Schmierfett, Zündplättchen, und so weiter und so fort auszeichnet. Bei deren Sportgeräten gibt es spannende historische Bezüge, interessante Herkunftsgeschichten von alten Originalwaffen, und, und, und. Eine Zeitreise durch die historische Waffentechnik: Ob es das Luntenschlossgewehr aus Zeiten des 100-jährigen Krieges ist, sorgsam restaurierte Musketen, Steinschlosswaffen oder Radschlosswaffen, Perkussionsgewehre und Perkussionsrevolver aus dem „Wilden Westen“: Beim Schwarzpulverschießen tut sich eine weitere von vielen Facetten des Schießsports auf.